Jordis Antonia Schlösser
Die unerwartbare Generation - Neues jüdisches Leben in Osteuropa
2016 – 2018
Eine junge Frau zwischen verwitterten Grabsteinen auf einem Friedhof in Łodź. Eine Hochzeit in Krakau. Eine chassidische Schule in Kiew. Ein Sommercamp für Jugendliche in Sanok im Südosten Polens, früher einmal ein lebendiges Schtetl.
Jordis Antonia Schlösser hat sich auf die Suche begeben nach dem jüdischen Leben im heutigen Polen — und viel mehr gefunden als nur Spuren einer alten, vom Holocaust vernichteten Kultur. Denn Polen und die Ukraine, die einstigen Herzländer des europäischen Judentums, erleben eine vorsichtige, zaghafte Renaissance jüdischen Lebens. Ein Leben, das es jahrzehntelang in Polen kaum gab. Die wenigen Überlebenden des Holocausts, die das Land nicht in der kommunistischen Zeit verließen, hielten ihre jüdische Identität oft aus Angst geheim. Erst jetzt entdecken immer mehr junge Menschen, dass sie jüdische Wurzeln haben.
Es ist die unerwartete Generation, wie sie in Polen genannt wird. Sie forschen und fragen, entdecken alte Rituale neu, sie finden zu sich, auch wenn es manchmal schwierig ist. Sie erleben eine euphorische Aufbruchsstimmung, ein neues, vergessen geglaubtes Gemeinschaftsgefühl. Aber sie erfahren auch, vor allem in Polen, einen wachsenden Nationalismus und Antisemitismus. Schlössers Fotografien heißen den Betrachter willkommen als Gast in einer weitgehend unbekannten Welt, an die niemand mehr geglaubt hatte.