Jordis Antonia SchlösserDie unerwartbare Generation - Neues jüdisches Leben in Osteuropa

Jordis Antonia Schlösser

Die unerwartbare Generation - Neues jüdisches Leben in Osteuropa

2016 – 2018

Eine junge Frau zwischen verwitterten Grabsteinen auf einem Friedhof in Łodź. Eine Hochzeit in Krakau. Eine chassidische Schule in Kiew. Ein Sommercamp für Jugendliche in Sanok im Südosten Polens, früher einmal ein lebendiges Schtetl.

Jordis Antonia Schlösser hat sich auf die Suche begeben nach dem jüdischen Leben im heutigen Polen — und viel mehr gefunden als nur Spuren einer alten, vom Holocaust vernichteten Kultur. Denn Polen und die Ukraine, die einstigen Herzländer des europäischen Judentums, erleben eine vorsichtige, zaghafte Renaissance jüdischen Lebens. Ein Leben, das es jahrzehntelang in Polen kaum gab. Die wenigen Überlebenden des Holocausts, die das Land nicht in der kommunistischen Zeit verließen, hielten ihre jüdische Identität oft aus Angst geheim. Erst jetzt entdecken immer mehr junge Menschen, dass sie jüdische Wurzeln haben.

Es ist die unerwartete Generation, wie sie in Polen genannt wird. Sie forschen und fragen, entdecken alte Rituale neu, sie finden zu sich, auch wenn es manchmal schwierig ist. Sie erleben eine euphorische Aufbruchsstimmung, ein neues, vergessen geglaubtes Gemeinschaftsgefühl. Aber sie erfahren auch, vor allem in Polen, einen wachsenden Nationalismus und Antisemitismus. Schlössers Fotografien heißen den Betrachter willkommen als Gast in einer weitgehend unbekannten Welt, an die niemand mehr geglaubt hatte.

Jordis Antonia Schlösser

1967 geboren in Göttingen.
1988–1996 Fotodesignstudium an der Fachhochschule Dortmund bei Arno Fischer und Gisela Scheidler.
Seit 1997 Mitglied bei OSTKREUZ.
1999 Joop Swart Masterclass, World Press Photo Foundation; DAAD-Stipendium; Finalistin Grand Prix Care International du Reportage Humanitaire.
1999/2002 Hansel-Mieth-Preis.
2001 World Press Photo Award, Kategorie Arts and Entertainment, 2. Preis.
2003 Einzelausstellung Havanna zwischen den Zeiten, Nationalmuseum Breslau.
2004 Einzelausstellung Eine Stadt verschwindet, Bieler Fototage, Schweiz.
2008 Einzelausstellung Am Rande Europas, Abschied von Gestern, Goethe-Institut, Paris und Bordeaux.
2009 Einzelausstellung Auf der Kippe, Clervaux — Cité de l’Image, Luxemburg.
2016 Förderung, VG Bild-Kunst-Stipendium.
2017 Einzelausstellung, Katara Photography Festival, Quatar.
2020 Einzelausstellung Der Abgrund, der mal Heimat war, Open Air-Wanderausstellung in 21 deutschen Städten, organisiert von Greenpeace.
Jordis Antonia Schlösser lebt und arbeitet in Berlin.